Ihr wollt einen Van ausbauen und steht noch ganz am Anfang?
Zunächst muss natürlich das passende Fahrzeug her. Überlegt euch also definitiv als erstes, soll es ein Van mit Stehhöhe sein?
Oder wollt ihr es lieber klein und kompakt?
Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Wenn ihr vorhabt länger mit dem Van unterwegs zu sein, wird euch früher oder später die fehlende Stehhöhe in die quere kommen. Sobald man auch einmal bei schlechtem Wetter im Van kochen muss oder sich umziehen muss wird es ganz schön kniffelig.
Allerdings könnt ihr die kleinen Vans, wie unseren Bulli Einstein auch super als Alltagsfahrzeug nutzen. Ihr habt in der Stadt weniger Probleme und fallt schlichtweg einfach nicht so sehr als Camper auf.
Ein weiterer Vorteil ist ganz klar auch die Durchfahrtshöhe auf Parkplätzen, auf denen extra Camper ausgesperrt werden sollen. Hier gibt es oft Begrenzungen für Fahrzeuge bis 2m Höhe. Sehr oft sind das wunderschöne Stellplätze, die ihr mit einem größeren Van dann nicht nutzen könnt.
Als Nächstes solltet ihr euch fragen, welche Länder ihr bereisen wollt und zu welcher Zeit. Wollt ihr vielleicht außerhalb der Saison reisen? Liebt ihr Länder wie Schweden, Norwegen und Finnland? Dann ist eine Standheizung unumgänglich.
Es wird im Frühjahr/ Herbst und Winter in der Nacht verdammt kalt im Auto, aber auch im Sommer kämpft man mit der Temperatur beim schlafen. Hier eher mit dicken Schweißperlen auf der Stirn;-)
Daher denkt als erstes unbedingt an die Isolierung. Wir haben mit Armafelx den gesamten Bulli ausgekleidet. Diese Isolierung ist selbstklebend, praktisch aber auch hartnäckig, Achtung also.
Nachdem, dieser erste Schritt geschafft ist, macht euch Gedanken über die genaue Planung und Einrichtung.
Dieser Schritt ist am Anfang so wichtig und kann am Ende viel unnötige Arbeit und Probleme ersparen. So könnt ihr die Anordnung genau planen und habt nicht am Ende das Problem, vielleicht keinen Platz mehr für die Kühlbox oder Standheizung zu haben. Wir sprechen aus Erfahrung ;-)
Nach der Isolierung sollte der nächste Schritt die Planung der Fenster sein, falls noch nicht vorhanden. Wollt ihr lieber ein Dachfenster oder ein Seitenfenster? Beides hat seine Vor- und Nachteile. Falls ihr euch für einen geschlossenen Kastenwagen entscheidet, ist ein Fenster definitiv notwendig. Damit ihr auch in der Nacht bei abgeschlossener Tür etwas Frischluft bekommt. Wir haben uns für ein Seitenfenster entschieden, weil wir hier einfach weniger Furcht davor hatten, später könnte etwas undicht werden. Dafür haben wir zunächst 4 Löcher in die Ecken gebohrt und das Fenster dann mit einer Stichsäge ausgeschnitten. Hinterher haben wir die Kanten entgratet und das Fenster eingesetzt. Wir haben uns für ein Fenster von Dometic entschieden, hier war die Dichtmasse schon dabei. Ebenso ein Rollo inklusive Fliegengitter, sehr Wichtig!
Die Dichtmasse wird auf den Rahmen aufgetragen und das Fenster eingesetzt, anschließend solltet ihr das Fenster natürlich auch noch von außen abdichten und eine Fuge ziehen. Wir haben das zur Sicherheit gleich zweimal gemacht.
Next Step.
Macht euch danach unbedingt Gedanken über eure Stromversorgung. Uns war es sehr wichtig Autark unterwegs sein zu können. Daher haben wir uns für eine Solaranlage auf dem Dach entschieden, sie generiert 130 Watt. Was benötigt ihr alles in eurem Van? Was zieht alles Strom? Nachdem wir uns Gedanken gemacht haben stand fest... wir benötigen auf jeden Fall eine Spüle, für die Pumpe benötigen wir Strom. Ebenso wollten wir eine Beleuchtung in Form von Deckenspots im Bulli haben. Zu guter Letzt war uns eine Kompressor- Kühlbox und Steckdosen zum Aufladen von Kamera und Handy sehr wichtig.
Damit auch bei ausgeschalteten Motor die Geräte weiterhin Strom ziehen können, ist eine Zweitbatterie (Versorgungsbatterie) sehr wichtig. Das gewährleistet auch ohne Anschluss an den Landstrom eine zuverlässig Stromversorgung.
Hierzu haben wir uns zusätzlich noch für einen 4 in 1 Wechselrichter entschieden, der die Energie der Solaranlage nutzt um,die Versorgungsbatterie zu laden. Außerdem wandelt er die Gleichspannung von 12 V in Wechselspannung 220 V um, was wichtig für die Geräte wie unsere Kühlbox ist.
Bevor ihr also die Verkleidung der Wände und Decken plant überlegt euch, wo ihr eure Zweitbatterie platziert. Wir haben hierfür den Platz unter dem Fahrersitz gewählt. Außerdem solltet ihr euch eine zentrale Stelle für den Wechselrichter und die generelle Verkabelung suchen. Am besten bastelt ihr euch hierzu eine Art Strombox, in der ihr alles vernünftig anordnen könnt. ( s. DIY)
Wir haben an dieser Box auch unser Bedienpanel und die Steckdosen platziert.
Nun kann es an die Verkabelung gehen. Als Erstes wurde ein Loch durch das Dach gebohrt für die Verkabelung der Solaranlage, einige Kabel haben wir also an der Decke fixiert, ebenso die Kabel der Deckenspots. Die Solaranlage haben wir auf unserem Dachgepäckträger fixiert, sie kann aber auch direkt auf dem Autodach montiert werden, eine Befestigung hierfür ist in der Regel dabei.
In der Praxis ist das Thema wirklich zeitaufwändig und benötigt tatsächlich ein bisschen Fachwissen und ggf. auch Hilfe. Zusätzlich haben wir noch ein Trennrelais verbaut. Das trennt die Verbindung der beiden Batterien, sobald die Spannung der Versorgerbatterie unter 12,6 V fällt, damit die Starterbatterie nicht auch leer gezogen wird und man am nächsten Tag noch den Bulli starten kann. Hierzu mussten natürlich noch diverse Bohrungen zwischen Motorraum, Trennwand und Wohnraum erfolgen. Das Thema ist wirklich sehr komplex, gerne könnt ihr mir bei weiteren Fragen hier gerne eine PN senden.
Falls ihr über den Einbau einer Standheizung nachdenkt, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Wir haben sie aus Kostengründen vorerst eingespart und nun nach Abschluss aller arbeiten nachgerüstet, gar nicht so leicht im bestehenden Ausbau Platz für alle notwendigen Anschlüsse und co. zu finden.
Nun geht es weiter mit dem Innenausbau. Macht euch im vorhin Gedanken darüber wie schwer euer Fahrzeug werden soll und darf. Holz ist natürlich super schön, wiegt aber auch eine Menge. Checkt auf jeden Fall eure Motorleistung und überlegt euch gut welches Holz und in welchen Mengen ihr verbauen wollt. Sonst überholen euch die LKW´s ggf. auf der Autobahn. Oh ja auch hier sprechen wir aus Erfahrung ;-)
Für die Decke haben wir uns für Rauspund entschieden. Rauspund ist verhältnismäßig ziemlich preiswert und lässt sich in diversen Farben oder Lasierungen behandeln. Für die Befestigung haben wir uns eine Unterkonstruktion aus Holzlatten gebaut und mit Montagekleber am Himmel befestigt und zusätzlich verschraubt. Außerdem haben wir mit dem Lochkreisbohrer, Aussparungen für unsere Deckenspots ausgebohrt. Unter der Konstruktion war entsprechend genug Platz für unsere Kabel.
Natürlich gibt es auch unzählige andere Möglichkeiten für den Himmel. Ich persönlich finde ihn so super schön und er ist mein kleines Highlight im Bulli.
Für den Boden haben wir eine Siebdruckplatte verwendet, die gehörte tatsächlich schon zum Inventar unseres Bullis. Ist aber generell praktisch weil, diese sehr Wasser und Wetterresistent ist. Allerdings nicht ganz günstig, da unsere Platte etwas in die Jahre gekommen war, haben wir sie abgeschliffen und neu gestrichen, ebenso wie unsere Seitenverkleidung die aus dünnen und leichten Multiplex Platten ist. Auch diese hatten wir glücklicherweise schon. Hier kann man anstelle davon, die Wände auch mit Rauspund auskleiden oder wenn es leichter sein muss auch mit PVC in Holzoptik. Sieht super cool aus und man spart sich einiges an Gewicht. It´s your choice ;-)
Heißer Tipp, verkleidet die Radkästen ebenfalls mit einem Holzkasten. Die entsprechende Höhe sollte später eurer Höhe der Liegefläche im Van entsprechen. So könnt ihr die Kästen gleich als seitliche Auflage nutzen. Dabei beachtet unbedingt die Sitzhöhe im Van. Gerade im Bulli habt ihr nicht so viel Platz und es kommen immer noch ein paar cm für die Matratzen obendrauf, wenn man hinterher nicht mehr aufrecht im Bett sitzen kann wird es schnell unbequem. Wir hatten die Herausforderung eine Kühlbox zu finden, die so niedrig ist, dass wir unsere Bettkonstruktion nicht erhöhen mussten, leider ohne Erfolg. Es ist jetzt sehr schwierig im Bulli zu sitzen, jedoch hat es den Vorteil, unsere Kühlbox nun unter der ganzen Konstruktion verstaut zu haben. Ebenso haben wir natürlich generell viel Staufläche unter dem Bett. Hierfür haben wir uns für 2 Heckausziehschubladen im Hinterteil entschieden.
Zunächst aber haben wir auf die besagten Radkästen eine Multiplexplatte gesetzt. Kleiner Tipp: sägt Löcher für die Belüftung der Matratze aus.
Falls ihr euch für ein ausziehbares Lattenrost entscheidet, braucht ihr das natürlich nicht. Wir haben uns aus Platzmangel nach oben dagegen entschieden, da die entsprechenden Latten nochmal 2-3 cm mehr Platz gekostet hätten.
Next one. Die Küche im Van.
Nicht zu vergessen die Küchenzeile samt Spüle, die sich in der Praxis als sehr wichtig herausgestellt hat. Auch hier gibt es natürlich wieder unzählige Möglichkeiten. Wir haben uns aus Kosten und Gewichtsgründen für ein fertiges Ikea Regal (Kallax) entschieden. Zum einen hat der ganze andere Hokzkram schon ein Vermögen gekostet, zum anderen waren wir Gewichts- technisch ganz schön am Limit. Die Spüle haben wir von Ebay, hier gibt es sämtliche Campingspülen Sets mit diversen Kanistergrößen, 10 Liter, 20 Liter usw.
Wir haben die Spüle ausgesägt, eingesetzt und abgedichtet. Zusätzlich haben wir noch zwei drei Sägearbeiten an der Küchenzeile vorgenommen, so konnte unsere Strombox auch hier ihren Platz finden. Was den Vorteil hat sie sitzt unmittelbar hinter der Zweitbatterie, die ja unter unserem Fahrersitz positioniert ist. So haben wir kurze Wege für die Verkabelung geschaffen.
Befestigt haben wir die Küchenzeile mit Winkeln. Kleiner Lifehack: Verfugen. Zieht unbedingt oben und unten um das Regal, oder eure Küchenzeile eine Silikonfuge. Glaubt mir, es geht immer mal Wasser daneben so erspart ihr euch den gesamten Ausbau bevor es einen Wasserschaden gibt. Auch hier wieder, wir sprechen aus Erfahrung ;-)
Jetzt geht es an das fine finish. Wohin kommt die Kühlbox, wo benötigt ihr noch Staufläche? Wo wollt ihr mit Auszügen arbeiten? Hierzu können wir euch sogenannte Schwerlastauszüge empfehlen.
Sehr praktisch für den Einsatz des Heckauszuges. Somit hat man gleich eine super Ablage für die Outdoorküche. Ist bei uns ideal auch bei schlechtem Wetter wegen der Heckklappe.
Es gibt einige Tipps und Tricks für eine optimale Ausnutzung eures rollenden Zuhauses. Natürlich gibt es auch noch weitaus mehr Möglichkeiten, wie den Anschluss eines Gasherds oder einer Nasszelle, je nach Größe ist alles möglich. Ich hoffe, wir konnten euch mit unseren Erfahrungen ein wenig weiterhelfen. Ansonsten kann ich nur die Vanlife Communitiy auf Instagram und Co. empfehlen. Es gibt so viele coole Leute mit einzigartigen Ideen, da ist für jeden das passende dabei. Natürlich kommt es auch ganz auf eurer Budget an. Wir haben für den Ausbau vorerst ohne die Standheizung, inklusive Dachgepäckträger und Kühlbox rund 5.000 Euro bezahlt. Allerdings haben wir einiges an Holz wiederverwendet. Je nach Größe, Anspruch und vorhandenen Materialien könnt ihr schon schnell auf einen 6- stelligen Betrag kommen, kalkuliert das beim Kauf unbedingt mit ein.
In diesem Sinne, frohes werkeln :-)